Schwarzes Gold unter Druck
5. September 2025
Weltweit werden täglich Millionen Barrel Rohöl gefördert. Für den sicheren Transport sowie die Lagerung und Verarbeitung von Rohöl und Kraftstoffen spielt die Dampfdruckmessung eine entscheidende Rolle. Eine explosionsgeschützte Gehäuselösung von Pepperl+Fuchs ermöglicht präzise 24/7-Messungen direkt im Prozess.

Zwischen Ölsand und Wüstensand
Kanada, eisige minus 40 Grad im Winter. Dagegen 50 glühende Grad in der Wüste Saudi-Arabiens im Sommer. Zwei Länder, deren klimatische Gegensätze kaum drastischer sein könnten – und doch verbindet sie eine Gemeinsamkeit. Beide gehören zu den größten Erdölproduzenten der Welt und sorgen dafür, dass täglich Millionen Barrel Rohöl als Treibstoff, zur Stromerzeugung oder in der chemischen Industrie für die Herstellung von Kunststoffen, Reinigungsmitteln oder Farben zur Verfügung stehen. Während in der Region Alberta im Westen Kanadas zähflüssiges Öl aus Ölsanden gewonnen wird, kommt in Saudi-Arabiens Wüste ein fast schon dieselähnliches Rohöl zu Tage. Dabei durchläuft der fossile Rohstoff, der sich über Millionen von Jahren durch Zersetzung organischer Stoffe in der Erdkruste gebildet hat, zahlreiche Prozesse und Stationen: die aufwändige Förderung, die Verarbeitung in Raffinerien, den Transport über weite Strecken sowie die Lagerung und Zwischenspeicherung in Tanks und Terminals. Für alle diese Stationen gilt ein zentraler Leitsatz: Die Qualität des „schwarzen Goldes" muss stets präzise überwacht werden. Nicht nur der wirtschaftliche Wert hängt davon ab, sondern auch die Sicherheit von Anlagen, Mensch und Umwelt – denn Rohöl und Ölgemische sind bekanntermaßen explosive Stoffe.
Eine zentrale Rolle spielt dabei eine unsichtbare Größe: der Dampfdruck. Er gibt an, wie leicht eine Flüssigkeit verdampft und ist ein wichtiger Parameter für die sichere Lagerung, Verarbeitung und den Transport von Rohöl und Mineralölerzeugnissen. Je nach Art der Zusammensetzung des Rohstoffs und der Temperatur variiert dieser stark. Ein zu hoher Dampfdruck kann zu erhöhter Entflammbarkeit und Explosion führen, besonders in geschlossenen Systemen wie Pipelines, Terminals, Raffinerien und Tanklager. Genau hier kommt das Dampfdruckmessgerät „eravap online" der Firma eralytics mit Sitz in Wien/Österreich ins Spiel. Entwickelt für den Dauerbetrieb unter härtesten Bedingungen in explosionsgefährdeten Bereichen liefert es weltweit Messergebnisse in Laborqualität – nicht zuletzt dank einer explosionsgeschützten Gehäuselösung von Pepperl+Fuchs.
Prozessmessung in Laborqualität
Seit 2007 entwickelt und produziert eralytics verschiedenste Analysegeräte für die Qualitätskontrolle von Flüssigkeiten. Mit eravap brachte das Unternehmen das erste vollautomatische Labormessgerät zur Messung des Dampfdrucks von Benzin und Erdöl auf den Markt, das über einen Farb-Touchscreen und einen modernen Industrie-PC mit USB- und Ethernet-Schnittstellen verfügte. Die absolute Genauigkeit, Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit des Geräts überzeugten. „Dadurch hatten wir sehr schnell großen Erfolg und haben in kurzer Zeit einen größeren Marktanteil erreichen können", erinnert sich Philipp Jordan, Firmeninhaber und Gründungsmitglied von eralytics. Doch damit nicht genug – was früher noch ausschließlich im Labor erfolgte, ist heute direkt im Prozess möglich: „Wir sind von unseren Kunden immer wieder darauf angesprochen worden, ob wir unser Dampfdruckmessgerät nicht auch als Prozessgerät anbieten können", erzählt Philipp Jordan. So entwickelten die Ingenieure von eralytics aus dem erfolgreichen Laborinstrument eravap das Prozessmessgerät eravap online, das dafür ausgelegt ist, rund um die Uhr im laufenden Prozess zu messen. Die ermittelten Messwerte werden digital und in Echtzeit über das Kommunikationsprotokoll Modbus aus dem Feld in die Leitwarte übermittelt.

Die maßgeschneiderte explosionsgeschützte Gehäuselösung von Pepperl+Fuchs ermöglicht die kontinuierliche Messung des Dampfdrucks von Rohöl und Benzin direkt im Prozess.
Präzise, sicher und digital
„Mit eravap online können wir bei der Dampfdruckmessung von Erdöl und Benzin als einziger Anbieter zu 100 % Labornormen einhalten. Diese absolute Genauigkeit macht die Prozessüberwachung und Qualitätskontrolle für Raffinerien, Tanklager- und Pipelinebetreiber viel einfacher, da zeitintensive Vergleichsmessungen mit Laborgeräten nicht mehr erforderlich sind. Außerdem müssen bei Änderungen des Endprodukts die Prozessmessungen nicht, wie bei Wettbewerbsgeräten üblich, immer wieder neu kalibriert werden", erklärt Philipp Jordan. „So konnten wir als doch eher kleines österreichisches Unternehmen in der Ölindustrie überhaupt Fuß fassen", berichtet der Firmeninhaber stolz.
Doch um im Prozess überhaupt messen zu dürfen, musste zunächst eine Lösung für den Einsatz in explosionsgefährdeten Bereichen gefunden werden. Die Basis dafür bilden ein maßgeschneidertes explosionsgeschütztes Gehäuse mit integrierten 15-Zoll-Touchscreen-Monitor der Serie VisuNet FLX und das Überdruckkapselungssystem der Serie 6000 von Pepperl+Fuchs.
„Für die Analyse brennbarer Flüssigkeiten kam nur die Zündschutzart Ex p (Überdruckkapselung) infrage. Diese ermöglicht es, nicht explosionsgeschützte elektrische Geräte in explosionsgefährdeten Bereichen zu betreiben", erklärt Werner Lebitsch, Bereichsleiter Prozessautomation bei Pepperl+Fuchs in Österreich. Dabei wird das zu schützende Gehäuse zunächst mit einem Inertgas wie Stickstoff gespült und anschließend ein leichter Überdruck im Gehäuseinneren erzeugt, der das Eindringen einer explosionsfähigen Atmosphäre verhindert. Dies ist für Terminals ohne eigene Stickstoff-Versorgung jedoch oftmals eine Herausforderung. „Hier überzeugte die Lösung von Pepperl+Fuchs gegenüber Vergleichsgeräten: Die Menge des benötigten Stickstoffs ist bei dem Überdruckkapselungssystem der Serie 6000 besonders gering. Das ist für unsere Kunden ein entscheidendes Kriterium", hebt Philipp Jordan hervor.
Die gesamte überdruckgekapselte Gehäuselösung inklusive Touchscreen-Monitor ist dreifach zertifiziert nach UL für Class I, Division 1 bzw. nach ATEX und IECEx für Zone 1 und kann so weltweit eingesetzt werden.
Einfachste Wartung und Bedienbarkeit
Die Messgeräte laufen rund um die Uhr unter härtesten Bedingungen. Die Software kommuniziert über moderne Kommunikationsprotokolle, die Mechanik ist auf eine schnelle und einfache Wartung ausgelegt. „Gerade bei der Wartung war uns wichtig, dass die Messzelle schnell getauscht werden kann. Die Lösung von Pepperl+Fuchs erlaubt es, dass der Austausch innerhalb weniger Minuten erfolgen kann – ohne lange Stillstandzeiten, ohne aufwendige Schulung des Personals", lobt Philipp Jordan. Das Gehäuse wird nach dem Austausch einfach wieder geschlossen, mit Stickstoff gespült und unter Druck gesetzt – schon ist das System einsatzbereit.

Der integrierte Touchscreen-Monitor der Serie VisuNet FLX ermöglicht zudem eine intuitive Bedienung und ist ebenfalls explosionsgeschützt. Gerade bei der Kalibrierung oder der Neueinstellung von Parametern bietet das 15-Zoll-Display eine komfortable Bedienoberfläche, ohne das Gehäuse hierfür öffnen zu müssen. Mit bis zu drei parallelen Probenströmen und einem Qualitätskontrollstrom sowie digitaler Datenübertragung in Echtzeit in die Leitwarte ist eravap online mittlerweile für Raffinerien, Mischanlagen und Terminals zu einem unverzichtbaren Messgerät geworden.
Flexible Lösungen erfordern flexible Partner
Dass dies gelingen konnte, ist auch der eingespielten Zusammenarbeit mit Pepperl+Fuchs zu verdanken, die bereits 2018 begann: „Früher hatten wir eine Lösung von einem anderen Anbieter bezogen. Aber gemeinsam mit Pepperl+Fuchs haben wir eine neue, deutlich flexiblere Lösung entwickelt, die sich mit den Jahren kontinuierlich an neue Anforderungen anpassen lies – von der Software über die Hardware bis hin zum Design", berichtet Philipp Jordan. „Wir hatten immer direkten Kontakt, kurze Wege, schnelle Reaktionen – das ist Gold wert, wenn unsere Kunden eine schnelle Lösung brauchen", lobt Philipp Jordan den Support von Pepperl+Fuchs, insbesondere auch des konzerneigenen Solution Engineering Centers in Bühl, das die kundenspezifischen Komplettlösungen entwickelt, fertigt und zertifizieren lässt.

Gemeinsam erfolgreich
„Das Lösungsgeschäft ist für uns bei Pepperl+Fuchs besonders spannend, weil wir eng mit unseren Kunden zusammenarbeiten, um individuelle und passgenaue Lösungen zu entwickeln. Dabei haben wir die Möglichkeit, ständig neue Anwendungen und innovative Prozesse kennenzulernen, was unsere Arbeit abwechslungsreich und inspirierend macht", sagt Werner Lebitsch und ergänzt: „Wir legen großen Wert auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe, denn nur so können wir gemeinsam die besten und nachhaltigsten Lösungen schaffen." Heute sind weltweit bereits über 80 Dampfdruckmessgeräte von eralytics mit der Überdruckkapselungslösung von Pepperl+Fuchs im Einsatz – der Großteil davon in den USA und Kanada, gefolgt von Saudi-Arabien. Aber auch der größte Mineralöl- und Chemiekonzern Österreichs setzt bei der Dampfdruckmessung auf eravap online. Obgleich in der Alpenrepublik die klimatischen Bedingungen nicht ganz so herausfordernd sein mögen wie in Kanada oder Saudi-Arabien – präzise Dampfdruckmessungen und verlässlicher Explosionsschutz sind überall gefragt, wo das schwarze Gold gefördert, transportiert oder verarbeitet wird.


Dampfdruck – die unsichtbare Größe
In Raffinerien ist der Dampfdruck ein entscheidender Parameter für die Produktqualität, Prozessoptimierungen, die Sicherheit, sowie das Einhalten von Umweltschutzkriterien. Rohöl besteht aus einer Zusammensetzung von verschiedenen Kohlenwasserstoffen. In der Raffinerie werden die einzelnen Bestandteile voneinander getrennt, um verschiedene Erdölprodukte zu gewinnen. Beim sogenannten „Blending“ entstehen durch Mischen verschiedener Komponenten Kraftstoffe wie Benzin in unterschiedlichen Oktanzahlen, Diesel oder Kerosin. Hierbei kommt es besonders auf die Genauigkeit an: Ist der Dampfdruck zu niedrig, entzündet sich das Benzingemisch im Motor später nicht – ist er zu hoch, verdampft der Kraftstoff bereits beim Tanken und gelangt in die Umwelt. Die Grenzwerte für den Dampfdruck flüssiger Mineralölerzeugnisse unterliegen deshalb strengen gesetzlichen Regelungen. Durch präzises Messen des Dampfdrucks lässt sich zudem die Beimischung von Butan exakt dosieren, um den Dampfdruck von Benzin entsprechend den gesetzlichen Regelungen zu erhöhen. Für die Raffinerie bedeutet das erhebliche Kosteneinsparungen und sichert eine gleichbleibende Produktqualität bei optimalen Prozessen.
Doch bereits beim Transport von der Förderstelle spielt der Dampfdruck eine entscheidende Rolle. Aus Ölsanden gewonnenes Erdöl ist so zähflüssig, dass es nur mit Hilfe von Zusatzstoffen überhaupt transportfähig wird. Diese Mischung muss, bevor sie in die Pipelines gelangt, exakt überwacht werden – denn ein zu hoher Dampfdruck kann zur Explosion führen.
Die Anforderungen an die Messgeräte zur Dampfdruckprüfung sind hoch: Diese müssen auf der einen Seite extremer Kälte wie in Kanada und Alaska, auf der anderen Seite Temperaturen bis über 50 °C in Saudi-Arabien standhalten. Hinzu kommen Sandstürme, Schnee und Eis, Vibrationen und permanenter Druck.
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