Individualität nach Norm: Kundenspezifische Lösungen für den Explosionsschutz
6. August 2025
Technisches Know-how, langjährige Erfahrung und regionale Nähe: Auf dieser Basis entstehen in den weltweiten Solution Engineering Centern (SEC) von Pepperl+Fuchs verlässliche Systemlösungen für den elektrischen Explosionsschutz.

Mit einer hochpräzisen Bewegung fahren die Kolbenstangen zweier Hydraulikzylinder synchron zueinander Zentimeter um Zentimeter aus. In perfektem Einklang kippt der mit ihnen verbundene Schwenkrahmen langsam Grad für Grad, ehe sich schließlich in einem gleichmäßigen Strom hocherhitztes Aluminium aus einem Trichter in eine rechteckige Gehäusegussform ergießt. Beinahe gemächlich erscheint dieser Vorgang und wirkt damit wie ein Kontrast zur ansonsten umtriebigen Umgebung im Solution Engineering Center (SEC) von Pepperl+Fuchs im indischen Chennai.

Das Schwerkraft-Kipp-Gießverfahren hilft bei der Minimierung von Lufteinschlüssen.
Die vordergründige Langsamkeit ist in diesem Fall jedoch ein wichtiges Mittel zum Zweck: „Mit dem Schwerkraft-Kipp-Gießverfahren lassen sich Lufteinschlüsse minimieren und eine extrem hohe Materialdichte erzielen. So können wir Metallgussgehäuse von höchster Qualität und Belastbarkeit fertigen. Diese bilden eine ideale Basis für unsere kundenindividuellen Lösungen für explosionsgefährdete Umgebungen und zeigen zudem exemplarisch unsere außergewöhnliche Fertigungstiefe,“ erklärt Muthu Siva, Leiter des SEC in der Millionenmetropole am Golf von Bengalen. Doch nicht nur in Chennai stehen Qualität und Fertigungstiefe an oberster Stelle: Auch in Houston, Melbourne, Shanghai sowie im italienischen Burago und baden-württembergischen Bühl dreht sich in den dortigen SEC von Pepperl+Fuchs alles um ein Thema – hochzuverlässige, maßgeschneiderte Lösungen für den elektrischen Explosionsschutz.

Mehr als Eigensicherheit
Dieses weltumspannende SEC-Netzwerk ist nicht von heute auf morgen entstanden, sondern aus einer langen Tradition hervorgegangen: „Pepperl+Fuchs hat seit den Sechzigerjahren den elektrischen Explosionsschutz entscheidend mitgeprägt und ist weltweit bekannt für seine Eigensicherheitskomponenten wie etwa Interface-Bausteine. Im Laufe dieser Zeit haben wir unsere Expertise kontinuierlich erweitert. Heute bieten wir unseren Kunden vollständig zertifizierte Komplettlösungen zum Messen, Steuern, Regeln, Schalten von Lasten und Verteilen von Energie in explosionsgefährdeten Bereichen – in den Zündschutzarten Ex e, Ex d, Ex i und Ex p“, schildert Jürgen Bächtle, Leiter der Business Unit Process Solutions bei Pepperl+Fuchs.
One-Stop-Shop in regionaler Nähe
Damit begegnet das Unternehmen der Entwicklung, dass sich viele Kunden auf ihr eigentliches Kerngeschäft konzentrieren wollen und froh sind, wenn sie eine so verantwortungs- und anspruchsvolle Aufgabe wie den elektrischen Explosionsschutz in die Hände eines erfahrenen Partners legen können. Dies gilt sowohl für große Industrieunternehmen wie auch Automatisierungsfirmen, Engineering- und Planungsbüros sowie Systemzulieferer für Großanlagen. Regionale Nähe zu diesen Kunden und ein tiefes Verständnis der dort jeweils relevanten Explosionsschutz-Regularien sind dabei Grundvoraussetzungen, um erfolgreich die oftmals komplexen und sehr individuellen Anforderungen erfüllen zu können.
Die Wahl der Standorte zielte auf eine möglichst kurze Distanz zu industriellen Hot Spots oder aber eine gute infrastrukturelle Anbindung ab, wie im Falle des im Schwarzwald gelegenen SEC Bühl. „Wir befinden uns hier nahe am Dreiländereck zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz und beliefern europaweit Kunden mit maßgeschneiderten Lösungen für den elektrischen Explosionsschutz“, berichtet Kevin Korsten, Standortleiter des SEC Bühl. Neben regionaler Nähe gibt im weltweit hart umkämpften Projektgeschäft zudem ein weiterer entscheidender Vorteil oftmals den Ausschlag zugunsten von Pepperl+Fuchs: „Wir unterscheiden uns von anderen Schaltschrankbauern dadurch, dass wir gleichzeitig Gehäusebauer und auch ein marktführender Komponentenhersteller sind, der zum Beispiel Trennbarrieren, Signaltrenner, Remote-I/O-Module, Überdruckkapselungssysteme, Feldbuskomponenten oder HMI-Terminals selbst fertigt. Dadurch können wir hochintegrierte Lösungen planen und bei der Assemblierung auf unternehmenseigene Lagerbestände zugreifen. Das spart dem Kunden deutlich Zeit durch entfallenden Abstimmungs- und Einkaufsaufwand“, schildert Korsten.
Individualität durch Standardisierung
Teil des ausgeklügelten SEC-Konzepts sind zudem weitgehend standardisierte Prozesse, wofür Pepperl+Fuchs sogar eigens eine Abteilung geschaffen hat. „Wir verkaufen nicht einfach nur Produkte, sondern liefern Anwendungslösungen, die passgenau auf Kundenanforderungen zugeschnitten sind. Die dabei herrschende Vielfältigkeit lässt sich am besten mit einem für alle SEC klar definierten Arbeitsprozess beherrschen. Nur so lassen sich komplexe Projekte zügig und verlässlich umsetzen,“ umreißt Siva. Dieser Prozess beginnt zunächst mit einer eingehenden initialen Beratung und Anwendungsanalyse, ehe Komponenten selektiert werden und die Lösung ins Detail-Engineering geht. „Uns ist wichtig, dass der Kunde einen festen Ansprechpartner hat und jederzeit in den Fortschritt des Projekts eingebunden ist. Dies decken wir über die Order Management Units, kurz OMUs, in unseren SEC ab. Wir modellieren die Lösung virtuell und erstellen zunächst Fertigungs- und Freigabezeichnungen, bevor wir Material beschaffen und die Lösung dann gefertigt wird“, so Siva. Auch nach Fertigung und Montage stehen die Kundenbedürfnisse an erster Stelle. So sind etwa individuelle Testverfahren und der Einsatz spezifischer Prüfsoftware möglich. „Zusätzlich haben wir in unseren SEC eigene FAT-Bereiche eingerichtet, in denen der jeweilige Kunde und sein Ansprechpartner die Möglichkeit haben, vor Ort die fertige Lösung gemeinsam abzunehmen“, ergänzt Korsten.

Knackpunkt Zertifizierung
Ein Thema, das die Kunden besonders umtreibe, seien Zertifizierungen für explosionsgefährdete Bereiche: „Der elektrische Explosionsschutz vereint technische, sicherheitsrelevante und rechtliche Anforderungen und bringt eine enorm hohe Dokumentationspflicht mit sich. Pepperl+Fuchs deckt all diese Aspekte für seine Kunden komplett ab. Diese erfahren eine spürbare Entlastung, denn sie bekommen aus unseren Händen eine vollständig zertifizierte Lösung, die sie mit ruhigem Gewissen in explosionsgefährdeten Bereichen in Betrieb nehmen können. Das können andere Schaltschrankbauer aufgrund fehlender Zulassungen oder mangelnden Fachwissens einfach nicht in dieser Tiefe leisten“, führt Bächtle aus. Hier erweise sich erneut das Konzept regional angesiedelter SEC als großer Erfolgsfaktor: „Jedes SEC ist vor Ort tief verwurzelt und kennt sich besonders mit den in seiner jeweiligen Region relevanten Normen, Standards und Anwendungsanforderungen aus.“

Spezielle Expertise vor Ort
Dies lässt sich auch bei einem Besuch des Pepperl+Fuchs SEC in Australiens zweitgrößter Stadt Melbourne beobachten: Ein von einem kräftigen Motor betriebener Fünftonnen-Laufkran erstreckt sich hier über die gesamte Breite der weitläufigen Halle. Dies ist nicht nur eine logistische Erleichterung, sondern ein entscheidender Faktor für den Betrieb des SEC. „Wir arbeiten mit Kunden zusammen, deren Systeme auf Offshore-Öl- und Gasplattformen, in maritimen Umgebungen und in küstennahen prozesstechnischen Anlagen eingesetzt werden“, erläutert Paul Bruno, Manager des SEC Melbourne. „Das sind keine leichtgewichtigen Systeme. Die von uns entwickelten Lösungen werden auf robusten, oft maßgefertigten Rahmen montiert. Ohne diesen Kran wäre es unmöglich, diese Schwergewichte zu bewegen und sicher zu verpacken. Er ist für unseren sicheren und effizienten Betrieb von grundlegender Bedeutung“, erklärt er weiter die Notwendigkeit des mechanischen Hilfsmittels.

Schalttafel-Baugruppen werden oft auf sehr robusten Rahmen montiert.
Der Grund für die besonders robuste Auslegung des Explosionsschutz-Equipments liegt auf der Hand: Salzhaltige Seeluft, Meerwasser, UV-Strahlung, aggressive Chemikalien und Luftschadstoffe unterziehen die Lösungen in der Anwendung einem permanenten Stresstest. Um sicherzustellen, dass jedes System unter diesen Bedingungen dennoch zuverlässig funktioniert, verfügt das SEC Melbourne zudem über einen eigenen Raum für Lackierarbeiten. „Unsere spezielle Lackierkabine bietet eine kontrollierte Umgebung, die uns die technischen Möglichkeiten gibt, je nach Kundenanforderungen eine Vielzahl von Beschichtungen und Oberflächenbehandlungen aufzubringen“, berichtet Bruno. „Es werden detaillierte Farbdickenmessungen durchgeführt, um die Einhaltung der Standards sowohl für Zündschutz als auch Korrosionsbeständigkeit zu überprüfen.“ Nach dem Beschichten und Aushärten wird jede Lösung mit einer lasergravierten Ex-Kennzeichnung versehen, die selbst unter härtesten Bedingungen Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit gewährleistet. „Auch hier bieten wir Flexibilität – Kunden können das Material, das Format und die Platzierung des Etiketts wählen“, fügt Bruno hinzu und unterstreicht damit den Fokus der SEC auf Individualisierung und Qualitätssicherung.

Das SEC Melbourne verfügt auch über eine eigene Lackierkabine, in der kundenspezifische Wünsche umgesetzt werden können.
Das SEC Melbourne verfügt auch über eine eigene Lackierkabine, in der kundenspezifische Wünsche umgesetzt werden können.
Konstante Optimierung
Obwohl es also standortbedingt Unterschiede zwischen den einzelnen SEC gibt, eint diese ihr Streben nach ständiger Optimierung im Interesse der Kunden. So wurde zum Beispiel von der parallelen Fertigung mehrerer Lösungen auf die One-Piece-Flow-Methode umgestellt, wodurch sich die Durchlaufzeiten verkürzen. Darüber hinaus definierte man ein Portfolio an bestimmten standardisierten Ex-Lösungen, die ab Lager vorrätig sind: „Unsere beiden neuesten Gehäuseserien GR und SR sind stark modular aufgebaut und werden für den Großteil unserer Ex-e-Lösungen als Basis eingesetzt. Mit den Standardvarianten aus diesen Serien können wir zahlreiche Kundenanforderungen besonders schnell und effizient abdecken“, skizziert Bächtle die Überlegungen hinter diesem Vorgehen. „Für kundenspezifische Varianten aus diesem Standardportfolio haben wir außerdem Konfiguratoren entwickelt. Dadurch können wir Flexibilität in der Ausführung mit kurzfristigen Lieferungen verbinden. Das schätzen unsere Kunden immer mehr“, ergänzt er.
Beim finalen Versand von Lösungen greifen die SEC auf einen weiteren kreativen Kniff zurück, um Kunden schnellstmöglich zu versorgen: „Der Versand großer und schwerer Schaltschränke oder Racks lässt sich nur schwer in die zentralisierte Logistik von Pepperl+Fuchs integrieren. Deshalb verantworten die SEC ihre Lieferlogistik in Eigenregie. So können wir nicht nur schnell versenden, sondern auch spezielle Wünsche bei der Verpackung der Lösung umsetzen“, zeigt sich Bächtle ob der Ergebnisse zufrieden.

Zudem nutzt man in den SEC die Potenziale der Digitalisierung und greift hierfür einmal mehr auf Komponenten von Pepperl+Fuchs zurück – in diesem Falle jedoch als Endanwender: Wo früher noch ausgedruckte Dokumente übergeben wurden, nutzen die Mitarbeitenden heute robuste industrielle Tablets aus dem eigenen Portfolio für den Austausch von Konstruktionsdaten zwischen Engineering und Fertigungslinie. Bei der Qualitätssicherung erweisen sie sich ebenfalls als hilfreiche Unterstützung: Prüf-Checklisten können schnell und präzise abgearbeitet, einmal ausgefüllte Formulare sicher abgelegt werden.

Robuste industrielle Tablets aus dem eigenen Portfolio von Pepperl+Fuchs dienen dem Austausch von Konstruktionsdaten zwischen Engineering und Fertigungslinie.
Robuste industrielle Tablets aus dem eigenen Portfolio von Pepperl+Fuchs dienen dem Austausch von Konstruktionsdaten zwischen Engineering und Fertigungslinie.
Lösungsgeschäft im Wandel
Doch nicht nur in den internen Prozessen zeigt sich der Einfluss der Digitalisierung auf die SEC – auch bei den eigehenden Kundenanfragen sei ein Wandel spürbar, wie Bächtle schildert: „Es geht heute nicht mehr nur um einfache Schalt- und Steuerungsaufgaben. In den Prozessindustrien entstehen momentan im Zuge der Digitalisierung neue und wesentlich stärker vernetzte Kommunikationsinfrastrukturen.“ Pepperl+Fuchs leiste dazu einen wichtigen Beitrag: „Wir haben die Entwicklung von Ethernet-APL von Anfang an mit vorangetrieben und am Markt den ersten Ethernet-APL Rail Field Switch vorgestellt. Jetzt unterstützen wir die Anwender dabei, das Ethernet-Backbone der Anlagen sicher mit der Instrumentierung im Feld zusammenzubringen. Hierfür fertigen wir in den SEC in großen Stückzahlen die dafür geeigneten Feldverteiler-Gehäuselösungen. Auch können wir durch immer stärker digitalisierte Produktionsumgebungen eine hohe Nachfrage nach individuellen HMI-Lösungen beobachten.“
Drahtlose Kommunikation sei ein weiteres Thema, das in Prozessanlagen immer relevanter werde. Hierfür bietet Pepperl+Fuchs ebenfalls die passenden Lösungen: Konventionelle industrielle Wireless-Access-Points werden dabei in spezielle schwadensichere Gehäuse montiert, die den Einsatz in explosionsgefährdeten Bereichen bis Zone 2/22 möglich machen. „Ob klassische Aufgaben, Anforderungen aus dem Bereich Bedienen und Beobachten oder Ethernet-basierte Infrastruktur für IoT in Ex-Bereichen: Mit den SEC haben wir bei Pepperl+Fuchs eine globale Struktur geschaffen, um individuelle Kundenwünsche mehr als nur zu erfüllen,“ fasst Bächtle zusammen.
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